Das Frühjahr ist die typische Erkältungssaison – Von März bis hinein in den Mai kann diese Zeit der erhöhten Infektgefahr dauern. Um fit durch das Frühjahr zu kommen und die körpereigenen Abwehrkräfte (Immunsystem) zu stärken, gibt es eine Vielzahl natürlicher Hilfsmittel. Der folgende Beitrag legt die biologischen Grundlagen zu Erkältungsinfekten dar und informiert über die gängigsten Maßnahmen zur Stärkung des Immunsystems.
Was steckt dahinter, dass man oft im Winter krank wird?
Das Frühjahr stellt hinsichtlich Infektionskrankheiten eine Herausforderung für alle Altersgruppen dar. Erstreckt sich der Erkältungsinfekt auf die Bereiche der Atemwege oberhalb des Kehlkopfes (Larynx), spricht man von einem Infekt der oberen Atemwege. Unterhalb des Kehlkopfes (Luftröhre, Bronchien und Lungengewebe) spricht man von einem Infekt der unteren Atemwege. Oft leidet man unter Heiserkeit (Dysphonie), Halsschmerzen, Ohrenschmerzen (Otalgie) oder wenn die unteren Atemwege betroffen sind auch oftmals unter Husten (Tussis). In der Mehrzahl der Fälle werden die Erkältungsinfekte durch Viren verschiedener Art ausgelöst wie beispielhaft Influenzaviren (Erreger der echten Grippe/Influenza), humane Rhinoviren (HRV) oder Adenoviren. Bakterien sind nur in ungefähr einem Drittel der Fälle Ursache für Erkältungsinfekte. Eine Infektion der Schleimhäute, die die Atemwege auskleiden, verursacht eine Entzündung (Inflammation), deren Hauptanzeichen Schwellung, Rötung, Hitze, Schmerz sowie eingeschränkte Funktionsfähigkeit sind und diese als Krankheitssymptome verspürt.
Der Körper produziert bei Infekten natürliche Botenstoffe (Entzündungsmediatoren wie Zytokine oder Interferone). Diese Substanzen regen das Immunsystem an, in Abwehrbereitschaft zu stehen. Somit sind die Entzündungsmediatoren verantwortlich für Entzündungsbeschwerden. Zugleich sind sie unerlässlich für ein gut funktionierendes Abwehrsystem.
Die Übergangszeit ist aufgrund der niedrigen Außentemperaturen ein besonderer Risikofaktor für die Entwicklung eines Atemwegsinfektes. Obwohl die Sonnenstrahlen bereits wärmen, ist die Luft noch kalt. Bei Kälte verengen sich die Blutgefäße des Körpers; so auch in der Nasenschleimhaut. Somit verringert sich der Durchmesser der Adern. In der Folge fließen durch verengte Blutgefäße pro Zeiteinheit weniger abwehrende Immunzellen mit dem Blut zum Ort der nötigen Erregerabwehr als durch weitgestellte Blutgefäße. Bei Kälte ist folglich die körpereigene Abwehr in ihrer Funktionsfähigkeit in einem gewissen Maß eingeschränkt. Hinzu kommt ebenfalls, dass sich im Winter häufig viele Menschen in geschlossenen Räumen aufhalten und dort beispielsweise durch Niesen ihre Krankheitserreger auf noch Gesunde schnell weitergeben können. Zudem trocknet die Heizungsluft die Schleimhäute in Nase und Rachen aus, sodass die Erreger leichtes Spiel haben, durch die angegriffene Schleimhautbarriere in den Körper einzudringen.
Natürliche Heilmittel und allgemeine Maßnahmen helfen im besten Falle schon dabei, einen Infekt zu verhüten[1][2]. Eine besondere Methode, das Immunsystem für den Kampf gegen Krankheitserreger zum Beispiel bei immer wiederkehrenden (rezidivierenden) Infekten im Hals-Nasen-Ohren-Bereich zu wappnen, ist die Mikroimmuntherapie[3].
Natürliche Mittel und deren Wirkung zur Stärkung des Immunsystems
Die Mikroimmuntherapie – was ist das?
Seit einigen Jahrzehnten findet die Mikroimmuntherapie zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte Anwendung. Die Mikroimmuntherapie soll körpereigene Abwehrmechanismen aktivieren und unterstützen, indem sie sich körpereigener Immun-Botenstoffe in geringsten (homöopathischen) Dosierungen bedient. Der Theorie nach sollen die mit der Mikroimmuntherapie zugeführten minimalen Dosen („Mikro“) von Botenstoffen (z.B. Zytokine) das Immunsystem herausfordern, schulen und in Alarmbereitschaft halten. Mehrmals wöchentlich nimmt man zu diesem Zweck genau abgestimmte Dosierungen der körperverwandten Botenstoffe zu sich. Durch dieses möglichst schonende, natürliche Wirkprinzip sollen sich prinzipiell alle Erkrankungen, die das Immunsystem in irgendeiner Weise involvieren, verträglich unterstützend therapieren beziehungsweise vorbeugen lassen. Zu diesen Erkrankungen zählen Erkältungsinfekte, aber auch anderes wie Allergien, Asthma oder zum Beispiel Infektionen der Harnwege[3].
Eine ausgewogene Ernährung ist die halbe Miete
Eine ausgewogene Ernährung kann einen bedeutenden Beitrag zur Stärkung der Abwehrkräfte in der kalten Jahreszeit leisten. Zusätzlich zu den Hauptkomponenten der Nahrung wie Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate, sind Vitamine und Spurenelemente wichtig für unzählige Abläufe im menschlichen Körper. Vitamine können definitionsgemäß vom Körper gar nicht oder nur in unzureichender Menge (Sonderfall Vitamin D) hergestellt werden und müssen daher über die Ernährung zugeführt werden[4]. Vitaminhaltige Nahrungsmittel sind Gemüse, Obst, aber auch frisches Fleisch und Fisch.
Zink kann schon in kleinsten Mengen helfen
Spurenelemente wie Zink werden ebenfalls oft empfohlen, um die Abwehrkräfte des Körpers zu mobilisieren. Frei verkäufliche Zink-Lutschtabletten (Dosis von ≥ 75 mg Zink pro Tag sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern). Obwohl bislang unklar ist, wie es funktioniert, kann hochdosiertes Zink laut Studien die Dauer von Erkältungsinfekten um ein bis zwei Tage verkürzen[5].
Nützliche Bakterien in Milchprodukten
Probiotika, Milchprodukte mit gesundheitsförderlichen Bakterien (z.B. Lactobacillus species), sollen im Verdauungstrakt zur Bildung eines Milieus beitragen, welches für Krankheitskeime keinen Lebensraum bietet. Dieses Prinzip nennt sich ökologische Nische. Dabei besetzen und verteidigen widerstandsfähige, nützliche Bakterien (Lebens-) Raum auf der Darmoberfläche, der von krankheitserregenden Keimen folglich nicht mehr besetzt werden kann. Der Darm ist von Geburt an natürlicher Lebensraum unzähliger Bakterien, die ein relevanter Bestandteil unserer Abwehrkräfte sind. Ohne diese Bakterien wären Menschen aufgrund einer folglichen Immunschwäche überhaupt nicht lebensfähig. Tatsächlich zeigten verschiedene Studien einen möglichen Nutzen zur Stärkung der Abwehrkräfte bei regelmäßiger Einnahme (über 90 Tage) probiotischer Milchprodukte[6].
Knoblauch – hält er auch Viren und Bakterien fern?
Traditionell wird Knoblauch (Allium sativum) zur Unterstützung des Immunsystems eingesetzt. Das im Knoblauch enthaltene Lauchöl mit dem Wirkstoff Allicin soll sowohl antibakterielle als auch antimykotische (gegen Pilze) Eigenschaften besitzen[7]. Zumindest in Form eines speziellen Allicin-Pulvers (180 mg pro Tag) ergab sich jedoch in aktuellen Studien kein kein klarer Nutzen zur Abwehr von Erkältungen[6].
Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Krankheitserregern
Fit durch die Erkältungssaison kann man oft auch durch die Vermeidung potentieller Ansteckungsgefahren gelangen. Hierzu zählen unter anderem allgemeine Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen, Zurückhaltung beim Händeschütteln, der Gebrauch von Desinfektionsmitteln (sowohl Händedesinfektionsmittel als auch ggf. Flächendesinfektionsmittel für Türklinken etc.) und Schutzhandschuhe beziehungsweise Atemschutzmasken. Diese Maßnahmen zeigten in einigen Studien tatsächlich einen möglichen Nutzen zur Abwehr einer Infektion mit Krankheitserregern[6].
Feuchte Atemwege als zuverlässige Barriere gegen Keime
Des Weiteren konnten einige Studien ebenfalls für regelmäßiges, mindestens 20-sekündiges Gurgeln mit Leitungswasser einen Nutzen aufweisen. Das Leitungswasser wird ohne Zusatz gegurgelt, da prinzipiell die Befeuchtung der Atemwege im Vordergrund steht. Auch die Vermeidung kühler Zugluft zeigte in Untersuchungen einen Nutzen zur Stärkung der Abwehrkräfte im Winter[6].
Sport scheint nur bedingt gegen Erkältungen zu helfen
Entgegen der allgemeinen Annahme, dass Sport generell fit durch den Winter führe, zeigten Studien zum Einfluss körperlicher Betätigung (untersucht wurden 45-minütige moderate Bewegungseinheiten an fünf Tagen der Woche) uneinheitliche Ergebnisse bezüglich eines Nutzens zur Erkältungsabwehr. Studienteilnehmer, die Sport trieben, berichteten selbst zwar seltener Erkältungsinfekte durchgemacht zu haben, litten jedoch objektiv nachgewiesenermaßen gleich häufig an Infekten der oberen Atemwege wie die Teilnehmer in der sportfreien Kontrollgruppe[6].
Worauf man achten sollte
Eine vollkommene Abschirmung beziehungsweise ein sicherer Schutz vor Erkältungen in der Erkältungssaison ist nicht möglich.
Die im Winter häufigen Erkältungsinfekte klingen in der Regel nach ein bis zwei Wochen von selbst ab, man sagt sie sind selbstlimitierend. Einige Symptome wie Husten können sich jedoch in Form von Reizhusten über längere Zeit hinweg halten. Sollten andere Symptome wie zum Beispiel Fieber nicht innerhalb einer Woche abklingen oder sich sogar verschlimmern, sollte spätestens dann ein Arzt zu Rate gezogen werden[8].
Die gemachten Angaben dienen nur als Orientierung und können in keinem Fall die individuellen Ratschläge und Empfehlungen eines Arztes ersetzen.
[1]Dolin R et al.: „Häufige Virusinfektionen der Atemwege“, Harrisons Innere Medizin Band 2, ABW Wissenschaftsverlag, 18. Auflage, Berlin 2012, S. 1596ff.
[2]Pöhlmann S et al.: „Orthomyxoviren: Influenza“, Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, 7. Auflage, Springer Verlag 2012, S. 476 ff.
[3]Haschke, Kai Stefan: “Mikroimmuntherapie in Hamburg”, https://www.derheilpraktiker.de/mikroimmuntherapie-hamburg/ (online 13.02.2015).
[4]Pschyrembel, Willibald, Bach, Martina (Hrsg.): Klinisches Wörterbuch. 262.; neu bearbeitete und erweiterte Auflage, de Gruyter 2004, S. 2207.
[5]Singh, M. et al.: „Zinc for the common cold“, The Cochrane Library, (online 13.02.2015).
[6]Allan, M et al.: „Prevention and treatment of the common cold: making sense of the evidence“, http://www.6minutes.com.au/getmedia/671e07ee-d769-407e-b3b2-91e2605b12e9/treating-colds-paper.aspx (online 13.02.2015)
[7]Pschyrembel (2004): S. 1074.
[8]Dolin (2012): S. 1596ff.
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